"Das kunstvolle Gleichgewicht, in dem ein Mensch lebt, ist manchmal nichts anderes als der angehaltene Moment vor seinem unvermeidlichen Sturz. Tag für Tag lebt er dahin, scheinbar in gesicherten Bahnen, und er selbst mag sich für jemanden halten, der sein Leben nach klugen und überlegenen Grundsätzen führt, bis er, aufgestört durch eine winzige Veränderung, vor der verdunkelten Seite seiner Welt steht. Das, was er nun sieht, hat er eigentlich immer schon gewußt, doch ohne den Schrecken, der, wie ein verspätet nachhallendes Echo, ihn erst jetzt erreicht und ihn taumeln läßt."
Dieter Wellershoff, Die Schönheit des Schimpansen, 7

Zuweilen gleicht der Mensch einem routiniertem Seiltänzer, dem es mühelos gelingt, die Balance zu halten. Und plötzlich ein erschrockenes Innehalten, wenn er in den Abgrund blickt und die Selbstverständlichkeit ins Wanken gerät.

Name  PW 


Wellershoff, Dieter: Die Schönheit des Schimpansen. Roman. Frankfurt am Main: Fischer Taschenbuch, 1979