"Das Lachen ist als vulgär beanstandet worden, weil man dabei den Mund weit öffnet und die Zähne entblößt. Gewiß enthält das Lachen in seinem Ursprung die Freude an einer Beute oder Speise, die einem als sicher erscheint. Ein Mensch, der fällt, erinnert an ein Tier, auf das man aus war und das man selber zu Fall gebracht hat. Jeder Sturz, der Lachen erregt, erinnert an die Hilflosigkeit des Gestürzten; man könnte es, wenn man wollte, als Beute behandeln. Man würde nicht lachen, wenn man in der Reihe der geschilderten Vorgänge weitergehen würde und sich's wirklich einverleiben würde. Man lacht, anstatt es zu essen."
Elias Canetti, Masse und Macht, 248

Lachen ist Ausdruck einer aggressiven Beziehung zum Anderen. Doch man verzichtet darauf, diese Agressivität ganz auszuleben, den Anderen zu vernichten und genießt nur das Gefühl der eigenen Überlegenheit.



Canetti, Elias: Masse und Macht. Frankfurt am Main: Fischer Taschenbuch, 1981