"Nicht die Vorzeitigkeit garantiert den Bildern unserer Kindheit jenen Anstrich ewiger Lebendigkeit – Glanz, der nicht stumpf wird oder unheilbare Wunde –, sondern daß sie von einer Befindlichkeit herrühren, wo wir für alles, was uns umgab, aufnahmefähig waren, und die wir nur noch in vorübergehenden Momenten wiederfinden werden."
Jean-Bertrand Pontalis, Ins Beginnen verliebt, 87

Hilflos, suchend, neugierig – Kindheit und Jugend sind eine Zeit des Ausgesetztseins und des Fragens, einer Offenheit, die wir später verlieren, eines Träumens im Raum unendlicher Möglichkeiten, wovon allenfalls die Spur einer Sehnsucht zurückbleibt. Diese Sehnsucht ist in Trauer gehüllt, weil sie als unerfüllbar empfunden wird. Nur selten zeigen sich beim Erwachsenen Augenblicke kindlicher Offenheit, deren Kraft einem festgefahrenen Leben nicht lange standhalten kann.



Pontalis, J.-B.: Ins Beginnen verliebt. Tübingen: edition diskord, 1989