Mythen


 
Nach seiner Geburt wurde Dionysos von den Titanen zerstückelt, von Rhea wieder zusammengesetzt und wiederbelebt und dann in die Obhut der Persephone gegeben. Er wuchs auf zusammen mit Frauen, die seine Ammen waren, und als Mädchen verkleidet zum Schutz vor der Eifersucht Heras. Mit Efeu und Lorbeer bekränzt, zog er durch die Wälder, von Frauen begleitet.
Auf dem Berg Nysa entdeckte er den Wein und das Glück des Rausches paßt zu dem Wahnsinn, mit dem ihn Hera schlägt. Fortan zieht er rasend durch die Welt, begleitet von seinem alten Lehrer Silenos, einem Sartyr, und von rasenden Frauen, den Mänaden.
"Wer sie von der Ferne beobachtete, konnte sie in den wenig unterscheidbaren Formen einer 'Wut' sehen: so könnte unser Wort mania wiedergegeben, 'Wut' freilich so verstanden, daß sie alle Arten davon - Liebeswut wie Zorneswut - umfaßte. Darum hießen die Frauen um Dionysos mainades, 'Mänaden', der Gott selber mainomenos oder mainoles, der 'Wütende' in diesem weiteren Sinne, und nicht etwa der 'Wahnsinnige', wie auch die dionysischen Frauen ihrerseits Bacchai, Bakchantinnen, richtiger aber 'Bakchen' waren, in völliger Entsprechung der Verehrerinnen mit dem Verehrten. Sie wurden oft dargestellt: in langem Gewand, mit starr nach hinten geworfenem Kopf, bekränzt mit Efeu, den Thyrsos - einen langen Stab aus Narthexstaude - in der Hand, mit einem Pinienzapfen an der Spitze."
Karl Kerényi, Die Mythologie der Griechen, 204
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