"Das Ende läßt nicht nur rückwirkend die Seltsamkeit des Anfangs und die Zufälligkeit der Geburt hervortreten, es läßt uns auch ahnen, indem es unser Vertrauen in die endlose Fortdauer der Zwischenzeit erschüttert, daß das Selbstverständliche gar nicht so selbstverständlich ist. Durch seine unerklärliche Brutalität rückt der Tod die Grundlosigkeit der Geburt und damit indirekt die Willkürlichkeit des Dazwischen ins Licht."

Es ist nicht nur der Tod, sondern auch die Geburt, die das menschliche Leben zu einer sinnlosen Zufälligkeit machen. Unser Anfang ist so sinnlos wie unser Ende. Wir entstehen aus nichts und vergehen ins Nichts. Seltsam ist, dass uns eher unser bevorstehender Tod mit der Folge unseres Nichtseins erschreckt, als unser Geborensein mit unserem vorausgegangenen Nichtsein.



Jankélévitch, Vladimir: Der Tod. Frankfurt am Main: Suhrkamp, 2005