"Aber wie schwer ist es, sich zu töten! Man klammert sich so fest an das Leben! Mir scheint, daß im letzten Moment etwas anderes als der Wille ins Spiel kommen muß, etwas Fremdes, etwas Gedankenloses, um einen über den Rand zu fegen. Man muß ein anderer werden, als man selber ist."
J. M. Coetzee, Eiserne Zeit, 145

Werde ich in der Lage sein, mir das Leben zu nehmen, wenn es aufgrund von Altersdemenz oder Siechtum seine Würde verliert? Oder werde ich mich weiterhin an den kläglichen Rest meiner Lebensqualität klammern, bis mir die letzte Möglichkeit eines selbstbestimmten Todes abhanden kommt? Sich das Leben zu nehmen, ist kein kalkulierbares Projekt, sondern bedarf eines plötzlichen Sprungs, der einen über jedes Zaudern hinwegträgt. Und er wird immer als zu früh erscheinen, wenn er gelingt.



Coetzee, J. M.: Eiserne Zeit. Roman. Frankfurt am Main: Fischer Taschenbuch, 2003