"Wir sind, wir denken und wir leben am Rande, im Wahrscheinlichen, das vom Unerwarteten genährt, im Gesetzmäßigen, das von der Information gefüttert wird. Es gibt zwei Arten zu sterben, zwei Arten zu schlafen, zwei Arten Tier zu sein: Man kann sich kopfüber ins Tohuwabohu stürzen oder sich fest in der Ordnung und im Chitinpanzer einrichten. Wir sind hinreichend mit Sinn und Instinkt ausgestattet, um uns der Gefahr der Explosion zu erwehren, aber wir sind wehrlos gegen den Tod durch Ordnung oder gegen die Einschläferung durch Regel und Harmonie.
Unsere Chance liegt auf dem Grat."
Michel Serres, Der Parasit, 194

Das Geregelte und das Offene sind die zwei Seiten, zwischen denen wir leben. Vor der Unsicherheit schützen wir uns durch Strukturen des Vertrauten und Bekannten und drohen dabei zu erstarren. Geben wir uns dem Neuen und Fremden hin, laufen wir Gefahr, unsere Identität zu verlieren. So gibt es zwei Arten zu leben und zu sterben.



Serres, Michel: Der Parasit. Frankfurt am Main: Suhrkamp Wei�es Programm, 1984