"Ekel entsteht, wenn die »tote« Schranke durchbrochen wird und das organische Innenleben an die Oberfläche dringt. Man sollte hier deutlich sein und sämtliche Schlüsse ziehen: Der Gegenstand des Ekels ist letztendlich das nackte Leben selbst, das seiner schützenden Schranke beraubte Leben. Das Leben ist eine ekeleregende Sache, ein schäbiges Ding, das aus sich selbst herausdringt, feuchte Wärme absondert, kriecht, stinkt, wächst. Der Geist steht über dem Leben; er ist der Tod im Leben, ein Versuch, dem Leben zu entfliehen, während man lebt."
Slavoj Žižek, Disparitäten, 192

Etwas, das verborgen bleiben soll, dringt nach außen, wird sichtbar und erzeugt Ekel. Es sind vor allem die inneren, normalerweise nicht sichtbaren Stoffe des Körpers, die aus seinen Öffnungen austreten. Es ist das »nackte Leben«, das sich als Blut, Eiter, Exkrement zur Geltung bringt – Ausdruck eines dem Tod verfallenen Lebens. Die Abschirmung gegen das anonyme gesichtslose Leben ist die Funktion des Geistes als Abwehr des Lebens – eine Gestalt des Todes als Abwehr des Todes, die im Ekel brüchig wird.