"Diese eigentümliche Bestürzung, mit der wir jeden Morgen erwachen! Nichts bestätigt besser, daß der Schlaf eine authentische Erfahrung und gewissermaßen die Generalprobe des Todes ist. Von allem, was dem Schläfer widerfahren kann, ist das Erwachen sicherlich das, was er am wenigsten erwartet, worauf er am wenigsten vorbereitet ist. Kein böser Traum erschreckt ihn so wie dieser schroffe Übergang zum Licht, zu einem anderen Licht."
Michel Tournier, Freitag oder Im Schoß des Pazifik, 103

Der Bruch zwischen Wachen und Schlafen ist tiefer als wir glauben. Das zeigt sich auch daran, dass wir den Übergang nie bewusst wahrnehmen. Plötzlich sind wir weg und plötzlich wieder da. – Die Hingabe an den Schlaf mutet wie ein Einverstandensein mit dem endgültigen Abschied an. Und aus der Bewusstlosigkeit des Schlafes zu erwachen, ist wie ein unerwartetes Zurückgeworfensein ins Leben.



Tournier, Michel: Freitag oder Im Schoß des Pazifik. Roman Frankfurt am Main: Fischer Taschenbuch, 1982