"Man haßt das, was man fürchtet, das also, was man sein kann, was man, wie man fühlt, ein wenig ist. Man haßt sich selbst. Die interessantesten und fruchtbarsten Eigenschaften eines jeden sind die, die ein jeder mehr haßt, in sich und in den anderen. Denn im Haß ist alles enthalten: Liebe, Neid, Unwissenheit, Geheimnis und Angst, zu erkennen und zu besitzen. Der Haß macht leiden. Den Haß besiegen ist: einen Schritt tun in der Erkenntnis und Beherrschung seiner selbst, ist: »sich rechtfertigen« und daher aufhören, zu leiden."
Cesare Pavese, Das Handwerk des Lebens, 119

Selbsthass und der Hass auf Andere entsteht aus unterdrückten, nicht gelebten Gefühlen. Man hasst das, was man selber ist oder sein möchte, aber auf unbegriffene Weise. Sage mir, was du hasst, und ich sage dir, wer du bist. Der Hass ist eine stärkere und komplexere Beziehung zum Anderen als die Liebe, denn sie enthält viel mehr an widersprüchlichen Gefühlen. Selbsterkenntnis und Selbstrechtfertigung sind Wege, sich vom Hass auf sich und andere zu lösen.



Pavese, Cesare: Das Handwerk des Lebens. Tagebuch 1935-1950. Frankfurt am Main: Suhrkamp (Bibliothek Suhrkamp), 1974