"Wir lieben uns nicht, verharren aber in unserem Eigensinn. Jeder Mensch ist eigensinnig, ist eigensinnig er selbst. Vor allem er selbst, bis ans Ende der Zeit. Jede einzelne dieser Kreaturen hat eine geheime Eigenschaft, und für diese Eigenschaft ist er bereit, alles zu tun. Er würde das Universum auf den Kopf stellen, aber seine Eigenschaft würde er niemand anderem überantworten. Eher noch läßt er die Welt zu treibendem Staub zerfallen."
Saul Bellow, Herzog, 147

Eigensinn ist nicht ein Ausdruck von Selbstliebe, vielmehr ein Zeichen fehlender Selbstliebe. Eigensinn richtet sich gegen Äußeres, auf die Vernichtung alles dessen, was man nicht selbst ist. Eigensinn ist das Festhalten am Eigenen um jeden Preis, weil das Eigene als gefährdet oder als nicht tragfähig empfunden wird. Er ist die Kraft der selbst- und fremdzerstörenden Selbstbehauptung des Menschen.



Bellow, Saul: Herzog. Roman. München: dtv, 1978