"Musik ist niemals tragisch, Musik ist Freude. Aber sie gibt uns zwangsläufig ein Gefühl für das Sterben, weniger für das Glück, sondern dafür, glücklich zu sterben, zu vergehen. Nicht auf Grund eines Todestriebs, den sie in uns erwecken würde, sondern auf Grund einer Dimension, die zu ihrem klanglichen Gefüge, zu ihrer Klangmaschine gehört. Eben diesem Moment, in dem die Transversale zur Vernichtungslinie wird, muss man sich aussetzen. Friede und Verzweiflung. Musik hat einen Zerstörungsdurst, alle Arten von Zerstörung, Auslöschung, Zerbrechen, Zerrüttung."
Gilles Deleuze / Felix Guattari, Tausend Plateaus, 408

Musik lockt in ein größeres Ganzes, in dem sich das Ich lustvoll verliert. Das Selbst löst sich auf in der Macht der Klänge und Rhythmen. Musik weckt die Sehnsucht, Grenzen zu überschreiten. Sie kann Freude auslösen, aber auch Verzweiflung und Trauer. Musik ist letztlich das Versprechen, sich zu erlösen vom Leiden am Eigensinn.
Musik ist Ausdruck des »primären Masochismus« (Freud), der lustvollen Besetzung der Selbstvernichtung. Musik ist der Wunsch zu sterben.



Deleuze, Gilles / Guattari, Félix: Tausend Plateaus. Berlin: Merve Verlag, 2002