"In unserer gesamten Kindheit und Jugend streben wir danach, den korrekten Abstand zu Dingen und Phänomenen einzunehmen. Wir lesen, wir lernen, wir erfahren, wir korrigieren. Dann gelangen wir eines Tages an den Punkt, an dem alle notwendigen Abstände bestimmt, alle notwendigen Systeme etabliert sind. Es ist der Punkt, ab dem die Zeit schneller zu vergehen beginnt. Sie stößt auf keine Hindernisse mehr, alles ist festgelegt, die Zeit durchströmt unser aller Leben, die Tage verschwinden in einem rasenden Tempo."
Karl Ove Knausgard, Sterben, 17

Es ist eine Falle des Alter(n)s, wenn wir uns in anmaßender Überheblichkeit zurücklehnen, uns etabliert, eingeordnet, unser Leben mit Sicherheiten umzäunt haben. Und wenn kaum mehr Fragen unbeantwortet bleiben, weil wir nur noch in unseren Gewissheiten leben.



Knausgard, Karl Ove: Sterben. Roman. München: btb, 2013