"Was sich in meiner Geschichte verwirklicht, ist nicht die abgeschlossene Vergangenheit (passé défini) dessen, was war, weil es nicht mehr ist, auch nicht das Perfekt dessen, der in dem gewesen ist, was ich bin, sondern das zweite Futur (futur antèrieur) dessen, was ich für das werde gewesen sein, was zu werden ich im Begriff stehe."
Jacques Lacan, Funktion und Feld des Sprechens und der Sprache in der Psychoanalyse; in: Schriften I, 143

Was ich erinnere, hat keinen Wert, wenn ich es nur als einen Teil meiner Geschichte sehe, in die ich mich rückwendend nostalgisch verliere. Das Vergangene ist dann tot und verloren, kann nur als Täuschung Teil meiner Gegenwart sein. Wenn ich meine Vergangenheit als einen Teil meiner Geschichte sehe, mich mit ihr identifiziere, schaffe ich mir eine imaginäre Identität, deren subjektive Ermächtigung illusionär bleibt.
Indem ich mich aus der Zukunft als Antwort auf eine Frage erwarte, verzichte ich auf ein Zusammentreffen mit mir selbst. Meine Frage ist die Frage an den Anderen, die niemals beantwortet werden wird.



Lacan, Jacques: Schriften 1. Frankfurt am Main: Suhrkamp (suhrkamp taschenbuch wissenschaft), 1975