"Die Sexualität führt zu nichts. Sie ist nicht unmoralisch, sondern sie ist unproduktiv. Man kann sich ihr während der Zeit hingeben, in der man nichts hervorzubringen sucht. Aber nur die Keuschheit ist mit einem persönlichen Fortschritt verbunden.
Zu einer bestimmten Zeit ist die Sexualität ein Sieg – wenn sie von den moralischen Imperativen befreit wird. Aber bald verwandelt sie sich in eine Niederlage – und der einzige Sieg wird nun über sie davongetragen: das ist die Keuschheit."
Albert Camus, Tagebücher 1935-1951, 152

Wenn Sexualität zur Gewohnheit wird, zu einem egozentrischen Genießen am Körper des Anderen, ist sie keine Erfahrung, die einen verwandeln könnte. Das heißt, sie ist überhaupt keine Erfahrung mehr und wird belanglos. Dann kann man einem Verrat an sich selbst nur noch entgehen durch den Verzicht auf Sexualität.



Camus, Albert: Tagebücher 1935-1951. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt Taschenbuch, 1980