"Das Subjekt existiert nur durch seine Identifizierung mit einem idealen anderen, der der sprechende andere ist, der andere als Sprechender. Als Phantom, symbolische Formation jenseits des Spiegels, besitzt dieser Andere tatsächlich herrschaftliche Statur und ist ein Identifikationspol, weil er weder Objekt des Bedürfnisses noch des Begehrens ist. Als Ichideal schließt er das Ich ein, weil er von diesem Ich geliebt wird, vereinigt er es, dämpft dessen Triebe und macht aus ihm ein Subjekt. Das Ich [moi] – ein dem Anderen zuliebe zu tötender, zumindest aufzuschiebender Leib, damit Ich [je] bin. Die Liebe ist eine Tötung, dank deren ich bin."
Julia Kristeva, Geschichten von der Liebe, 40

Die Idealisierung des Anderen in der Liebe ist eine Selbsttötung, durch die hindurch ich mich als Subjekt hervorbringe, indem der Andere für mich mein Ichideal verkörpert.



Kristeva, Julia: Geschichten von der Liebe. Frankfurt am Main: Suhrkamp (edition suhrkamp), 1989