"Die Mystik versucht, durch das Dunkel der Nacht hindurch eine positive Existenz zu erreichen. Und wenn sich diese Existenz selber bestreitet, wenn sie sich in der Arbeit ihrer eigenen Negativität verzehrt, wenn sie sich in einen Tag ohne Licht, in eine Nacht ohne Schatten, in eine Reinheit ohne Namen, in eine Sichtbarkeit ohne Gestalt verliert, so findet die Erfahrung in ihr gleichwohl ihre Ruhe: sowohl das Gesetz des Wortes wie der offene Raum des Schweigens bieten ihr Unterschlupf; denn für diese Erfahrung ist das Schweigen der unhörbare, erste und grenzenlose Hauch, aus dem das Sprechen kommen kann."
Michel Foucault, Das Denken des Außen; in: Von der Subversion des Wissens, 78f.

Wie kann man aus der tiefsten Verlorenheit und Ausweglosigkeit eine Existenz gewinnen, die sich bejahen lässt? Es ist eine Existenz, die sich selbst verneint, die die Negativität reflexiv auf sich bezieht, die über das zu sprechen versucht, was das Sprechen vernichtet. Die Selbstauslöschung wird bejaht und und als Vollendung genossen (psychoanalytisch ist das der »primäre Masochismus«, die ursprüngliche Gestalt des Todestriebs). Damit wird ein Raum ohne Unterschiede gewonnen, eine sich in Paradoxien vernichtende symbolische Ordnung.



Foucault, Michel: Von der Subversion des Wissens. München: Carl Hanser Verlag, 1974