"Wir sind doch alle wandelnde Bibliotheken des Unaussprechlichen, Pharisäer, die das echte Leben, das wir uns erträumen, hinter Gerede übers Wetter verbergen, über vernünftiges Schuhwerk und hinter einer angemessenen Moral, der wir mehr oder minder gehorchen, die wir mehr oder minder missachten. Man bringt uns bei, die Bilderwelt unseres Traumlebens zu verbergen, und doch formen diese Bilder eine Welt für sich, einen eigenen Lebenszusammenhang."
John Burnside, Lügen über meinen Vater, 322

Hinter der angepassten Fassade einer vermeintlichen Normalität, vor der wir in gepflegter Wortwahl Banalitäten austauschen, verbergen wir wie heuchlerische Pharisäer das verwerfliche und daher gefürchtete Chaos eines erträumten, ersehnten und doch nicht gewagten Lebens. Früh verbogen, verneinen wir einen Lebensentwurf, dessen Spuren sich dennoch nicht leugnen lassen, weil er als unabdingbarer Teil von uns um seine Berechtigung kämpft.