"Was auch immer die Meinung oder der Glaube sein mag, zu dem sich die Menschen bekennen – was sie unterscheidet, ist vornehmlich die Gegenwart oder Abwesenheit dieses Anderen in ihrem Denken und in ihrer Person, das Gefühl, in einer vollständigen Welt zu wohnen, die sich in sich selbst erschöpft, oder aber in einer unvollständigen Welt, die zu einem Anderswohin geöffnet ist."
Claudio Magris, Donau, 97

Was ist unsere Vorstellung vom Leben, von der Welt? Öffnen oder verschließen die Bilder, mit denen wir leben, unsere Erfahrungen? Ertragen wir die Unvollkommenheit, Brüchigkeit unserer Sichtweisen, oder suchen wir die Sicherheit eines eindeutigen Weltbildes? Glauben wir, dass alle Fragen beantwortet oder zumindest beantwortbar sind, oder gibt es für uns ein Unbegriffenes, das sich nicht auflösen lässt?



Magris, Claudio: Donau. Biographie eines Flusses. München: dtv, 1991