"Das Ideal des Lochs ist demnach eine Aushöhlung, die sich meinem Körper eng anlegt, so daß ich, indem ich mich hineinzwänge und eng anpasse, dazu beitrage, die Seinsfülle in der Welt existieren zu machen. Das Loch zustopfen heißt also ursprünglich meinen Körper opfern, damit die Seinsfülle existiere, das heißt die Passion des Für-sich erleiden, um die Totalität des An-sich zu formen, zu vervollständigen und zu retten. Damit erfassen wir den Ursprung einer der grundlegendsten Tendenzen der menschlichen Realität: die Tendenz, zu füllen.(...) Ein großer Teil unseres Lebens vergeht damit, Löcher zu stopfen, Leeres zu füllen, das Volle zu realisieren und symbolisch zu begründen."
Jean-Paul Sartre, Das Sein und das Nichts, 1048

Die Faszination von Löchern ist ein Ausdruck des Wunsches, mit sich identisch zu sein. Löcher wollen gefüllt werden. Sie verkörpern den Mangel, der das Bewusstsein ist, das nicht das ist, was es ist, und das ist, was es nicht ist. Das Bewusstsein ist einerseits Verneinung des Seins, andererseits will es die Fülle des Seins für sich realisieren, ohne sich als Negativität zu verlieren. In der Terminologie Sartres: das Für-sich will An-und-für-sich sein.



Sartre, Jean-Paul: Das Sein und das Nichts. Versuch einer phänomenologischen Ontologie. In neuer Übersetzung. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt, 1991